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Der glückliche Mensch streut Rosen über die Zeit

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Allgemein

Der glückliche Mensch streut Rosen über die Zeit

Der Glückliche streut Rosen über die Zeit – Hildegunde Görke

Vielleicht noch einen Tag… , dann streut diese alte Rosensorte ihre Blütenblätter über die Zeit. Die verwelkte Blüte fällt zu ihren Füßen, nährt damit das Erdreich und schließlich wieder sich selbst.

Der natürliche Transformationsprozess schreitet ohne Pause voran. Mal begleitet mit viel Sonne, ein anderes Mal mit Regen und Sturm und letztlich immer mit einer langen kalten Winterruhe. Die Rose wehrt sich nicht, nimmt an und lässt geschehen.

Übertragen wir diesen Prozess als Metapher auf unser menschliches Leben, würden sicher viele Menschen versuchen ihre Blütenblätter zu halten oder sogar ankleben zu wollen. Alles Schöne und Angenehme möchten wir festhalten, alles Belastende so schnell wie möglich loswerden.

Doch das irdische Leben besteht immerfort aus Transformationsprozessen!

Irgendwo habe ich mal folgendes gelesen:

„Wenn alles so bleiben soll wie es ist, muss sich vieles ändern“.

Eine radikale Aussage, wie ich meine. Schauen wir uns um in unserer Gesellschaft, kaum einer bestreitet den fortschreitenden Wandlungsprozess auf allen Ebenen. Corona, Klima, Flüchtlinge, Wohlstandserhalt, Armut, Hungersnöte, um nur die gravierendsten Themen zu nennen. Zu jedem wichtigen Thema gibt es massenhaft Studien, Meinungen und oftmals kontroverse Auseinandersetzungen.

Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, als es für einfache Personen, wie ich es bin, nur Informationsquellen, wie eine Tageszeitung, das Erste und Zweite Deutsche Fernsehen und den Austausch mit Freunden und Nachbarn gab, die vielleicht auch etwas weiter über ihren Tellerrand hinausschauen konnten. Kaum jemand hatte Zweifel an der Wahrheit der täglichen Nachrichten.

Und heute? Wie viele Falschmeldungen, Verleumdungen und Hasstiraden versuchen den vermeintlichen Gegner auszuschalten.

Ob die vergangene Nachrichtenzeit besser war? Ich weiß es nicht! Ich weiß nur, dass mich diese heutige Informationsflut ganz konfus macht. Und bei vielen kontroversen Beiträgen frage ich mich, wer hat Recht, wer meint es ehrlich und wem kann ich vertrauen? Welche Politiker haben die  Voraussetzungen, um die nötigen riesigen Anstrengungen zum Wohle der Menschheit, aller Kreaturen und der gesamten Erde, so schnell wie möglich in die richtigen Bahnen zu lenken? Welche Forscher und Wissenschaftler liefern flankierend ehrliche, dem guten Zweck dienende Studien und lassen sich nicht von Mächtigen kaufen?

Manchmal überkommt mich eine große Hilflosigkeit. Meine innere Stimme weist mir den einen Weg und der Mainstream einen anderen Weg.

Dem Mainstream zu folgen, ist oftmals unbeschwerlicher – wird schon alles richtig sein – ich kann mich zurücklehnen und die Verantwortung abgeben.

Verfalle ich diesem Gedankengang, fängt meine Seele an zu schreien, will heißen, mich beschleicht ein ungutes Gefühl, es grummelt in meinem Bauch, Steine rollen auf meine Brust und mein Körper sendet erste ernsthafte Krankheitssignale aus. Ist es soweit gekommen, trage ich die Verantwortung für mich selber. Ich muss mich entscheiden, das heißt, ich muss loslassen, muss mich von krankmachenden Faktoren „scheiden“, muss maßvoll denken und handeln, zum Wohle meiner Gesundheit und letztlich zum Wohle aller mich umgebenden Menschen und Kreaturen.

Dieses heilsame Maß, so hat es einmal Hildegard von Bingen gesagt, kennt nur jeder für sich selbst. Und um dieses rechte Maß immer finden zu können, hat die Schöpfung uns unser Gewissen geschenkt, unser Herzgefühl, unsere innere Stimme.

Hören wir auf sie!

Dieser Stimme, die, wie ich glaube, mit dem allwissenden Universum, mit Gott verbunden ist, können wir bedingungslos vertrauen, komme was wolle.  Für diese Stimme brauche ich keinen Faktencheck und kein Wikipedia.

Wenn ich eine Frage habe, gehe ich in meinen Garten, setze mich unter meine alte Weide, werde still und horche. Erfüllt mich dann innerer Frieden, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin, auch wenn alle um mich herum etwas anderes sagen.

Ich vertraue dem Leben, ich vertraue mir, ich will keine Angst haben.

Ich vertraue dem großen allwissenden heiligen Geist, der die Weisheit besitzt, alles Chaos dieser Erde wieder in geordnete Bahnen lenken zu können.

Dieser notwendige Prozess kann dauern und auch schmerzvoll werden, aber das gehört zum  Leben. Lassen wir die verwelkten Blüten unseres Da-seins getrost fallen, in der Gewissheit, dass nach einem kalten Winter immer der Frühling kommt.

Nur in dieser Gewissheit und dem respektvollen und achtsamen Umgang mit Menschen, auch den Andersdenkenden, mit dem respektvollen und achtsamen Umgang mit den  Tieren und der Natur, können wir  die große Zeit der anstehenden Veränderung, der Transformation, unbeschadet an Körper, Geist und Seele überstehen.

Lasst uns gemeinsam, ob alt oder jung, ob arm oder reich, ob schwarz oder weiß, ob rechts oder links,   Rosen über die Zeit streuen –

über die Vergangenheit zur Vergebung,

über die Gegenwart für richtiges Handeln

und über die Zukunft für die Hoffnung auf Brot und Gesundheit für alle Menschen!

Bad Essen, Mittwoch 15. September 2021 – Christine Welzel-Leinker

Foto von „Gloria Day“ Rose